Geschichte

Grone, ein nach Kriegsende dörflich, ländlicher Ort unweit vom Stadtgebiet Göttingen.

Viele uns heute noch bekannte Züchter wie Erich Böker oder aber der 2015 verstorbene Ehrenvorsitzende Walter Ropeter waren Mitglieder des Göttinger Geflügelzuchtvereins.

Wie dem mir vorliegenden Gründungsprotokoll zu entnehmen ist, hatten die dem Göttinger Verein angehörenden Groner Züchter den Wunsch auf einen eigenen Geflügelzuchtverein.

Grund war zum Einen die zur damaligen Zeit  beschwerliche Anreise zu den jeweiligen Monatsversammlungen nach Göttingen, sowie auch, da es sich zu dieser Zeit  um Nebenerwerbslandwirte handelte, die Zeit die oft fehlte, wenn man nach getaner Arbeit seiner Nebenerwerbslandwirtschaft nachging, um an den Versammlungen teilzunehmen.

Diese beiden Gründe waren aber nur auf dem Papier des lieben Friedens halbe als Grund angegeben.

Wie ich durch Gespräche mit Zuchtfreund Ropeter, sowie mit dem allseits bekannten und ebenfalls aus dem Göttinger Verein stammende Zuchtfreund Egon Bunzendahl und nicht zuletzt von Gesprächen mit unserem Ehrenzuchtwart Günter Dohrmann in Erfahrung bringen konnte, war der Hauptgrund scheinbar unüberwindbare Meinungsverschiedenheiten mit dem Vorstand des Göttinger Vereins.

In der am 15. Mai 1950 im Gasthaus Grabe stattgefundenen Zusammenkunft wurde Zuchtfreund Menke der Auftrag erteilt, einen Antrag auszuarbeiten zur Gründung eines Vereins.

Dieser Antrag wurde dem Landesverband Hannoverscher Rassegeflügelzüchter übermittelt.

Der Verein sollte künftig den Namen 

                         „Vereins für Rassegeflügelzucht von 1950 Grone Göttingen“  tragen.

Als Gründungsdatum wurde der 15.05.1950 eingetragen.

Von den insgesamt 25 Gründungsmitgliedern befinden sich noch heute Nachfahren in unseren Reihen. So z.b. vom damaligen Gründungsvorsitzenden Karl Thielbörger und Erich Söder.

Ebenfalls Gründungsmitglieder des Groner Vereins waren u.a. Erich Böker, sowie Walter Ropeter.

Den mir vorliegenden Protokollen der Versammlungen konnte ich schnell entnehmen, dass gerade in den Anfangsjahren die Züchter Erich Böker und Walter Ropeter, die im Positiven treibenden Kräfte waren, den Groner Verein voranzubringen. Dieses sprach sich im Göttinger Verein herum und es dauerte nicht lange bis die Göttinger Zuchtfreunde dem Groner Verein beitraten.

Letztendlich löste sich der Göttinger Verein auf.

Gründungsmitglieder einer ebenfalls in den 50er Jahren gegründeten Jugendgruppe des Vereins waren u.a. die Zuchtfreunde Heinz Eckhardt und Wolfgang Moritz.

Wie mir Zuchtfreund Eckhardt berichtete, nahm auch er einen vom Verein gewährten Kredit in Anspruch um sich die von ihm liebgewonnene Rasse kaufen zu können. 

Diesen „Kredit“ mussten die Jungzüchter dann wöchentlich durch ihr geringes Taschengeld zurückzahlen.

Viele interessante und vielseitige Ausstellungen hat unser Verein hervorgebracht. So können wir nach 65 Jahren in 2015 unsere mittlerweile 58. Leinetalgeflügelschau ausrichten.

Ebenfalls weit über die Grenzen Göttingens hinaus, richten die Groner Züchterinnen und Züchter unterstützt von auswertigen Zuchtfreunden, jährlich am Karfreitag unsere Niedersächsische Zuchtstamm und Kükenschau, in diesem Jahr bereits die 51., aus.

Aber auch Kreisverbandsschauen des KV Südhannover, KVJ Schauen unseres KV. Zuchtwartetagungen und Schulungen unseres KV, LVJ  Schauen des Landesverbandes Hannover und sogar eine Bundestagung des BDRG wurden von den Mitgliedern getragen.

Der Kreisverband Südhannover, dem wir ebenfalls angehören, besteht aus insgesamt 16 Vereinen.

Der RGZV Göttingen Grone ist der Mitglieder stärkste Verein.

In den 65 Jahren des Vereins hat sicher jeder Vorsitzende sein möglichtest versucht, den Verein im Rahmen seiner Möglichkeiten voranzubringen und seinen Stempel aufzudrücken.

Seit ich die Geschicke des Vereins seit 2012 als 1. Vorsitzender mit bestimmen darf, lag mein persönliches Ansinnen in erster Linie auf unser Hobby, den damit verbundenen Kontakten zu allen Züchterinnen und Züchtern und der Öffentlichkeitsarbeit.

Dieses zahlte sich meiner Meinung nach dahingehend auch aus, da wir seit Februar 2012 insgesamt 28 Neuaufnahmen zu verzeichnen haben.

Unser Verein besteht im Moment aus 53 Männer – 22 Frauen und 10 Jungzüchtern.

Am 06.04.2014 war es dann endlich soweit. Unsere zukünftige Internetbeauftragte Stefanie Hartwig verschickte per Mausklick den von der JHV genehmigten Antrag an den Anbieter Strato zur Erstellung einer Vereinseigenen Homepage.

Gerade der Umgang mit den „ neuen “ Medien, sprich Internet, eröffnet hier ungeahnte Möglichkeiten und ist wichtiger denn je. Seit 2012 hat sich in 16 verschiedensten Aktivitäten der Verein der Öffentlichkeit präsentiert. Ob es nun am Ostersonntag beim Kindergottesdienst in einer Göttinger Kirche, dem Bürgerfest in Gone, der Groner Kirmes oder in Kindertagesstätten war, immer haben Mitglieder des Vereins versucht, unseren Verein positiv darzustellen.

Nun hat jeder die Möglichkeiten weltweit sich über unseren Verein zu informieren.

Das aber auch ein Wandel über die Art und Weise unser lebendiges Hobby auszuleben stattgefunden hat, ist aber auch an unserem Verein nicht spurlos vorübergegangen.

Seit ich persönlich 1997 in diesem Verein eingetreten bin habe ich dieses Umdenken hautnah miterlebt. Waren es bei meinen Anfängen in den ersten Vereinsjahren noch die „ alten „ Züchter, die das große Augenmerk auf die Zucht und die Erringung von Preisen als oberste Priorität ansahen, so ist heute der Umgang mit den Tieren, vor allem aber die gesunde Ernährung für viele interessant geworden. Hier kann sich auch unser Verein „ normalen “ Hühnerfreunden  nicht verweigern.

Wer Interesse hat an der Haltung, Zucht und Pflege von Rassegeflügel in Form von Hühner – Zwerg Hühner – Tauben – Enten oder Gänse, ist in unseren Reihen herzlich willkommen.

Wir treffen und an jedem 2. Dienstag im Monat um 19.00 Uhr im Gh. Berge im Göttinger Stadtteil Elliehausen.

Harmonie in unserem Verein ist dabei oberstes Gebot. Deshalb beende ich als Vorsitzender manche Versammlung mit den Worten:

                          „ Möge jeder seinen rechten und linken Nachbarn so behandeln,

                                                wie er selbst behandelt werden möchte!“

Mit züchterischem Gruß

Siegfried Machemehl (1. Vorsitzender bis 2019)

und hier als Ergänzung die Geschichte des alten Göttinger Vereins:

Bovenden, Harste 15.03.2016

                                                                    Vorwort

Bedanken möchte ich mich auf diesem Wege beim Stadtarchiv Göttingen,  vertreten durch Herrn Kohlstedt, sowie beim Ehrenmitglied des RGZV Göttingen Grone Zuchtfreund Heinz Eckhardt für die Unterstützung zum erstellen dieser Niederschrift.

Da die ersten Aufzeichnungen meiner persönlichen Sichtung im Stadtarchiv Göttingen aus dem Jahre 1873 und in Altdeutscher Schrift handschriftlich verfasst wurden und eine persönliche Handschrift bei jedem individuell ist, ist es fast unmöglich den genauen Wortlaut ins Lateinische zu übersetzen. Ich bitte deshalb um Verständnis.

Laut den, als Kopie mir vorliegenden, Aufzeichnungen kann man den 14.01.1873 als Gründungstag für den nachfolgend erwähnten Verein benennen.

Dieser Verein trug den im Register eingetragenen Namen

                          Verein für Rassegeflügel und Singvogelzucht in Göttingen

Sinn und Zweck dieses Vereins hatte einen rein landwirtschaftlichen Aspekt.

Zur Erreichung dieses Zwecks sollen vornehmlich dienen:

1. Ausstellung und Prämierung von Geflügel und Singvögel, sowie Verlosung von Tieren.

2. Ankauf bewährter Stämme von Geflügel und Versteigerung derselben unter den

    Vereinsmitglieder.

3. Einrichtung von Märkten für gemästetes Geflügel und Eier verbunden mit Prämierung der besten 

    ausgestellten Exemplare.                                               

Die Mitgliedschaft in diesem Verein konnte jedermann beantragen, gleichgültig ob er Geflügel oder Singvögel züchtet. Er musste nur das Interesse an diesem Verein mündlich oder schriftlich dem Sekretär bekunden. Nach Beratung des Vorstandes wurde dann durch den Schatzmeister die „Beitrittskarte“ angefertigt.

Man versammelte sich allwöchentlich montags um 8 Uhr abends in dem von Herrn Marwedel dem Vereine zur Disposition bereitgestellten Lokale zur Besprechung von Vereinsangelegenheiten.

Das Erscheinen der Mitglieder war erwünscht, jedoch völlig zwanglos.

Als wohl den damaligen 1. Vorsitzenden dieses Vereins kann man, da er des Öfteren die Niederschriften gegen gezeichnet hat, einen gewissen Oberleutnant Röttger benennen.

Einen Zusammenschluss, ähnlich unseres heutigen bestehenden KV Südhannover, gab es zur damaligen Zeit noch nicht. Man kann aber diesen Göttinger Verein als den ältesten Verein in unserer Region bezeichnen, gefolgt von den Vereinen nach ihrer Gründung

GZV Duderstadt ( 1881)

GZV Northeim   ( 1889)

GZV Osterode    ( 1890)

Sicherlich trugen die Umstände des 1. Weltkrieges (1914 – 1918) nicht unerheblich dazu bei, dass sich dieser Göttinger Verein anders orientieren musste.

Die Sparte der Singvogelgruppe spaltete sich ab und es entstanden im Göttinger Stadtgebiet zwei „neue“ unabhängig voneinander konkurrierende Vereine von Vogelliebhabern.

Zum einen der 1889 gegründete Verein „Gut Hohl“ der im Deutschen Kanarienbund (DKB) organisiert ist und zum Anderen der „ A – Z „ Ortsgruppe Göttingen. Eine Ortsgruppe der Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht (AZ) e.V.

Beide Vereine können auf eine lange Tradition zurückblicken, jedoch wurden beide Vereine gezwungen durch einen massiven Mitgliederschwund, sich im Jahre 2012 zusammenzuschließen. 

Die Rassegeflügelzüchter nahmen dieses ebenfalls zum Anlass eine Neuorientierung durchzuführen. Man beschloss im Jahre 1922 diesen Göttingen Verein umzubenennen.

Fortan sollte dieser Verein den Namen

                           Verein für Geflügelzucht in Göttingen und Umgebung        tragen.

Als 1. Vorsitzender wird hier ein in Göttingen in der Goßlerstrasse wohnhafter gewisser

Dr. Reinbrecht benannt.

Ausstellungen fanden in den Anfangsjahren, wie zu erlesen ist, immer im Göttinger Stadtpark statt. Das Gebäude am Göttinger Stadtpark wurde nach dem 2. Weltkrieg abgerissen. An dessen Stelle steht heute die Göttinger Stadthalle. Der Stadtpark erstreckte sich von der heutigen Stadthalle bis zur Albanikirche.

Hierfür wurde jährlich eine finanzielle Geldspende von der Stadt Göttingen erbeten um die Ausstellung durchführen zu können. Diese wurde auch in Höhe von 50 RM (Reichsmark) genehmigt und lag zur Abholung beim Stadtkämmerer bereit.

Im Gegenzug erlaubte sich der Verein einige Freikarten den Magistraten der Stadt Göttingen zur Verfügung zu stellen.

Hier kommt man schon fast ins „ schmunzeln „ wenn man ein Schreiben vom 29.08.1929 liest, dass sich der Geflügelzuchtverein „ ergebenst bittet „ dass auch die bevorstehende Ausstellung wieder finanziell von der Stadt unterstützt wird. Hier bedankt man sich im Voraus für das freundliche Entgegenkommen und man gibt sich zugleich die Ehre, den Magistrat zur Eröffnung der Ausstellung, welche am Sonnabend, den 12. Oktober morgens um 10 Uhr stattfindet, ergebenst einzuladen.

Ein wie ich finde feiner Umgangston.

Dieser Göttinger Geflügelzuchtverein löste sich 1954 komplett auf.

Abschließend dieser kleinen Chronik möchte ich einen rein persönlichen Gedankengang einbringen.  

Der uns heute bekannte Rassegeflügelzuchtverein (RGZV) Göttingen Grone mit dem Gründungsjahr 1950, ist wie bekannt durch Mitglieder des 1922 gegründeten Göttinger Vereins für Geflügelzucht entstanden.

Da dieser wiederum seinen Ursprung im Jahre 1873 hat, darf man, so glaube ich, ruhig und stolz behaupten, das der

                                                     „RGZV Göttingen Grone“ der „Enkel“ vom

                         Verein für Rassegeflügel und Singvogelzucht in Göttingen ist.

Siegfried Machemehl (1. Vorsitzender bis 2019)