Altdeutsche Mövchen

Ein Bericht von Jannick Adam

Liebe Zuchtfreunde,

in diesem Beitrag möchte ich „meine“ Rasse, das Altdeutsche Mövchen vorstellen.

Oft habe ich erlebt, wenn ich erzählt habe, dass ich Altdeutsche Mövchen züchte, wie die Leute sofort sagten: „Die ziehen doch ihre Jungen nicht auf, da brauchst du Ammentauben, usw.“ Aber jedes Mal konnte ich beruhigt antworten „Nein Nein, die Altdeutschen Mövchen ziehen ihre Jungen sehr zuverlässig selbst auf.“ Der Grund dafür ist ganz einfach: Im Gegensatz zu anderen, kurzschnäbligen Mövchentauben zählen die Altdeutschen Mövchen zu den mittelschnäbligen Taubenrassen des ursprünglicheren Mövchentyps.

Das Altdeutsche Mövchen ist eine alte deutsche Rasse, die allerdings aus der Mode geriet, als Mitte des 19. Jahrhunderts die sogenannten „modernen“ kurzschnäbligen Mövchen aus den orientalischen Ländern nach Europa gelangten. Plötzlich mussten alle Mövchentauben möglichst kurzschnäblig sein und die Vertreter des alten, deutschen Typs waren nur noch vereinzelt auf Bauernhöfen oder als Ammentauben für andere Rassen anzutreffen, daher auch die alte Bezeichnung „Bauernmövchen“. Fast geriet die Rasse so in Vergessenheit.

Mit der Zeit gab es aber immer mehr Züchter, denen die Zucht der Kurzschnäbler mit Ammentauben zu aufwändig war und auch das Interesse an traditionellen Heimatrassen nahm wieder zu und so wurden aus den verbliebenen Beständen die Ausgangstiere für eine zielgerichtete Zucht der Altdeutschen Mövchen zusammengesucht und 1956 wurde die Rasse erneut anerkannt. Seitdem hat das Altdeutsche Mövchen mehr und mehr an Popularität gewonnen und glänzt heute auf deutschen Schauen mit den höchsten Meldezahlen aller Mövchenrassen.

Dafür gibt es natürlich auch gute Gründe. Zum einen ist es ganz einfach eine optisch gefällige Rasse. Die ausgeglichenen Proportionen, die zierliche, aber dennoch kompakte Gestalt und der runde Kopf mit der Haube und den großen dunklen Augen wirken auf viele Menschen auf Anhieb sympathisch.

Zum anderen ist es aber auch der ruhige, zutrauliche Charakter, der für sich spricht. Mit ein wenig Zuwendung werden diese Tauben schnell zahm und so ist es normal, dass ich abends, wenn ich mit dem Futtereimer den Schlag betrete, sofort von einigen Tauben „begrüßt“ werde, indem sie mir auf die Schulter oder sogar auf den Kopf fliegen.

Zusätzlich dazu ist es im Prinzip eine problemlose Rasse, die, wie eingangs erwähnt, ihre Jungen zuverlässig selbst pflegt und auch den Anfängern in der Taubenzucht bedenkenlos anvertraut werden kann.

Nicht zuletzt verdankt das Altdeutsche Mövchen seine Beliebtheit mit Sicherheit der stetig wachsenden Zahl von Farbenschlägen, aus der man heute wählen kann. Wurde es ursprünglich schildig in Blau mit schwarzen Binden gezüchtet, so sind mittlerweile 24 Farbvarianten anerkannt. Darunter ist die größte Anzahl traditionell die der schildigen Farbenschläge. Schildig bedeutet, dass das Gefieder reinweiß ist, mit Ausnahme des farbigen Flügelschildes. Daneben gibt es aber auch komplett weiße Tiere und die Weißen mit farbigem Schwanz.

Ich selber züchte meine Mövchen in gelb-gesäumt und rot-gesäumt. Der gelb-gesäumte Farbenschlag wurde erst im Jahr 2008 anerkannt und ist noch sehr selten. Daher sind Preisrichter angehalten, hier, wie auch bei anderen seltenen Farbenschlägen, mit Fingerspitzengefühl zu bewerten und nicht die gleichen Anforderungen zu stellen wie bei den Hauptfarbenschlägen. Der jüngste Farbenschlag der Altdeutschen Mövchen wurde im Jahr 2013 anerkannt und ein weiterer befindet sich schon im Vorstellungsverfahren.

Bei der Bewertung achten die Preisrichter auf einen schönen, kompakten Typ mit voller Brust und kurzer Hinterpartie. Der Kopf soll gerundet und mit breiter Stirn sein. Die Haube wird gut ausgeprägt mit hohen, vollen Rosetten gefordert. Es ist gestattet, die Haube zu putzen, d.h. die nach hinten wachsenden Kopffedern, die gegen die Haube drücken, zu beschneiden. Dies muss allerdings möglichst unauffällig sein, der sogenannte Rundschnitt kann zu Punktabzügen führen. Das Nackengefieder soll möglichst geschlossen sein und der Schnabel natürlich mittellang, nicht zu kurz und in einem 115° Winkel zur Stirn. Die Läufe sollen stets unbefiedert sein, wobei aber häufig einzelne Federn auftreten, die dann weggeputzt werden. Farbige Federn hinter den Schenkeln sind als Farbreserve gestattet, vor den Schenkeln werden sie jedoch ebenfalls geputzt. Auch die Zahl der weißen Schwingen ist von Bedeutung, hier sind pro Flügel 7-11 gefordert, mit einem Unterschied von zwei Federn pro Flügel. Ideal sind jeweils 10. Mindestens vier von acht Klappenfedern, auch Daumenfedern genannt, müssen farbig sein, egal auf welcher Seite, im Idealfall sind alle acht farbig.

Wer sich für diese schöne Rasse interessiert, findet auf der Internetseite des Sondervereins viele weitere Informationen, sowie u.a. Bilder aller anerkannten Farbenschläge. (www.altdeutsche-moevchen.info)

Jannick Adam (Zuchtwart der Gruppe Nord im Sonderverein der Züchter Altdeutscher Mövchen)