Aufzucht der Jungtiere, Selektion und Vorbereitung zur Schau
Nun ist es also soweit. Die Küken sind geschlüpft und ab jetzt sind wir allein für ein gesundes Wachstum und eine erfolgreiche Aufzucht verantwortlich. Ob man nun seine Küken impft oder nicht, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Hat man allerdings wie unsere Familie im letzten Jahr die Bekanntschaft mit der Mareksche Lähme gemacht, wird man im Folgejahr um ein weitaus teureres Impfen nicht mehr herum kommen. Die einfache Marek Impfung die man selbst ausführen kann, kostet ca. 25 € bezogen auf 1000 Küken. Da man natürlich keine 1000 Küken hat, empfiehlt es sich, wenn man sich mit mehreren Züchtern abspricht und Zeitgleich die Bruteier einlegt.
Das ist natürlich nicht immer machbar. Züchtet der eine Große Brahma hat er sicherlich schon die ersten Küken unter dem Weihnachtsbaum. Der Züchter der sich den Zwerg Wyandotten verschrien hat, braucht sicher erst Küken im April. Empfehlen kann ich auf jedenfall die normale Marek Impfung für 25 €, denn hat man erst einmal mit Marek infizierte Tiere im Vorjahr gehabt, kommt man um die komplexere Marek Impfung, die bei – 180 Grad Stickstoffgelagert wird und nur vom Tierarzt verabreicht werden kann nicht mehr herum. Diese Impfung kostet dann noch einmal 55 € zusätzlich und man ist sofort bei 80 € plus MwSt. und der erste Hunderter ist weg.
Dieses durfte ich in diesem Zuchtjahr gleich 5x machen.
Gehen wir also davon aus, dass unsere Küken gegen Marek in welcher Form auch immer geimpft wurden. Dieses, muss allerdings in den ersten 24 Lebensstunden geschehen und die Tiere dürfen vor der Impfung nicht in Ställe verbracht werden in denen schon einmal erwachsene Hühner waren. Von Vorteil ist, wenn wir uns wieder auf den Heimweg machen aus Leinefelde von der Marek Impfung, dass wir gleich das über das Trinkwasser zwischen den 7. – 10. Lebenstag verabreichten Mittel gegen Kokzidien mitnehmen. Dieses ist bis zur Verabreichung kühl zu lagern.
Nun sind unsere Küken also am 2. Lebenstag und da empfiehlt es sich etwas Kamillentee bereit zu halten und den Küken als Trinkwasser zu geben. Nahrung in welcher Form auch immer nehmen bzw. bekommen meine Küken ab dem 3. Lebenstag. Bis zum 3. Lebenstag ernähren sich die Küken von dem eingezogenen Dottersack.
Nun bekommen meine Küken das erste Mal in der Küchenmaschine fein gehackte Möhren. Das ist für sie zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber da Küken sehr neugierig sind, gewöhnen sie sich sehr schnell daran.
Ab Tag 4 streue ich dann schon etwas Küken futter in gepresster Form über die Möhren was auch gleich gut angenommen wird.
Nun, eben zwischen dem 7. und 10. Lebenstag werden die Küken gegen Kokzidien geimpft. Bei dieser Impfung werden die Küken mit Kokzidien infiziert. Da Küken wie schon erwähnt neugierig sind picken sie den Kot ihrer Artgenossen immer gleich auf, wodurch sie sich dadurch permanent immer wieder selbst impfen umso resistent zu werden.
Es ist also jetzt wichtig die Einstreu der Küken in den ersten 14 Tagen nach der Impfung nicht zu wechseln, damit die Küken diese Ausscheidungen immer wieder aufnehmen können.
Ich persönlich ziehe meine Küken auf einem mit Pappen abgeteilten Kotbrett auf, damit sie von dem relativ kalten Fußboden entfernt sind.
Fangen die ersten Küken an über die Pappen auf den Fußboden permanent zu fliegen, kommen sie so ab der 6. – 8. Woche in Stall 2. Gefüttert werden meine Küken bis zur Ausstellung immer auf die gleiche Art und Weise.
Morgens reichlich klein gehakte Möhren und danach bis zum trennen der Geschlechter Kükenkorn 2 mm.
Als Wärmequelle biete ich bis zur Trennung immer noch Rotlicht an. Rotlicht fördert das Kammwachstum und so kann ich schon recht früh erkennen was Hahn und Henne ist.
So ab der 9. Lebenswoche werden die Geschlechter getrennt und die erste Selektion durchgeführt.
Bei den Zwerg Brakel Hennen wird es jetzt Zeit die Bundesringe aufzuziehen. Bei den Hähnen könnte man noch warten, aber da ich nicht wöchentlich die Tiere Händeln möchte, bekommen sie einfach locker noch einen Kabelbinder um Lauf und durch den BR. So kann dieser nicht mehr herunterrutschen.
Die Küken, die ich bei dem Schlupf mit sogenannten Kükenmarken versehen habe werden zur besseren Kenntlichmachung einmal auf den linken Lauf mit dem BR beringt und einmal auf dem rechten Lauf. So kann ich schon bei jedem Erwachsenen Tier die Abstammung bzw. Zugehörigkeit erkennen.
Nun wird in erster Linie bei den Hähnen die erste Selektion, bezogen auf den Kammschnitt oder auch Kammfehler durchgeführt.
Nun ziehen die Tiere, die nach Geschlecht getrennt wurden in ihr endgültiges Heim um. Beide Geschlechter bekommen morgens auch weiterhin ihre Portion Möhren. Die Junghähne bekommen da noch etwas Legemehl darüber gestreut. Die Junghennen weiterhin zum Abend gepresstes Küken futter und dieses bis zur Ausstellung.
Es ist nun wichtig, die Tiere frühzeitig in ihren endgültigen Stall zu verbringen, denn durch Stallveränderung oder auch Futterumstellung kann es zur frühzeitigen Mauser kommen und die Tiere sind nicht mehr ausstellungsfähig.
Die Rotlichtlampe wird nun bei mir ersetzt durch einen Dunkelstrahler. Dieses hat den Vorteil, dass wenn bei meinen Jungtieren abends um 20 Uhr das Licht ausgeht auch eine gewisse Ruhe im Stall eintritt.
Morgen um 8 Uhr geht dann das Licht wieder an und sollte es das Wetter gut meinen, ist gegen eine Erkundung der Umgebung durch die Jungtiere nichts einzuwenden. Hier ist aber in zweierlei Hinsicht Vorsicht geboten.
Ich habe persönlich über viele Jahre die Erfahrung gemacht, dass nasses Gras nicht dienlich ist für die noch recht kleinen Tierkörper. Wobei es nicht das nasse Gras ist, sondern die darin durch Sperlinge ausgeschiedenen Wurmeier.
Diese werden von unseren Jungtieren aufgenommen und schlüpfen im Hühnerkörper.
Die jetzt geschlüpften Würmer im Körper unserer Jungtiere durchbohren die Därme und das aufgenommene Futter unserer Junghühner kann nicht mehr verwertet werden. Obwohl unsere Jungtiere bis zu einem bestimmten Zeitpunkt noch gut fressen verhungern sie.
Durch eigene Erfahrung habe ich herausbekommen, solange zu warten, bis unsere liebe Sonne das Gras bzw. die darin befindlichen Wurmeier verbrannt hat. Das Gras muss also trocken sein. Es kann also durchaus sein, dass bis zum späten Nachmittag an einem dunklen Tag noch kein Jungtier den Stall bei mir verlässt.
Ein weiteres Augenmerk sollte auf den Auslauf gemacht werden. Hat man seine Jungtiere in Volieren, also auch oben geschlossen, spricht einem unbeaufsichtigten Freilauf der Jungtiere nichts entgegen. Ist aber eine auch oben geschlossene Voliere nicht machbar, sollten wir unsere Jungtiere nicht unbeaufsichtigt der Natur überlassen. Nicht nur für Sperber, Wanderfalke oder Habicht sind die Jungtiere interessant, sondern vor allem Krähen sind da sehr unbarmherzig und töten innerhalb weniger Augenblicke alle Jungtiere.
Das täglich frische Trinkwasser wird wie auch schon bei den Zuchttieren hin und wieder Obstessig mit angesetzten Knoblauchzehen beigefügt. Auch Erynom Liquid, ein auf Oreganobasis mit ätherischen Ölen versetztes Ergänzungsfuttermittel sollte ebenfalls den Tieren hin und wieder beigemischt werden. Dieses Mittel dient zum Wohlbefinden der Darmflora.
Die Wärmequelle wird nun wöchentlich um ca. 1 cm höher gehängt um die Tiere langsam von der Wärme abzugewöhnen. Hier ist allerdings zu bedenken, wie der Stallboden beschaffen ist. Fast alle meine Ställe hatten am Anfang einen Betonboden, der selbst im Hochsommer immer kühl ist. Dieses ist für unsere Jungtiere nicht besonders dienlich wie ich schon nach einigen Jahren selbst merken sollte. Denn auch im April oder sogar Mai gibt es noch so manche kalte Nacht und das eine oder andere Jungtiere habe ich verloren durch einen kalten Stallboden.
Ich zog also in all meine Ställe einen Holzfußboden ein. Dieser ist bedingt durch das Material Holz selbst im Winter warm und das Material Holz ist in Bezug auf das Raumklima für die Tiere gesünder. Holz nimmt die Feuchtigkeit der Tiere auf und gibt sie wieder ab. Ein ausgewachsenes Huhn atmet pro Nacht ca. 0,5 l Flüssigkeit aus. Die muss natürlich auch wohin. Deshalb ist darauf zu achten, dass unsere Ställe sauber, trocken und Zugluftfrei sind.
Nun ist eigentlich alles getan um den Jungtieren die besten Möglichkeiten zu geben gesund heran zu wachsen.
Dass es mit der „normalen“ Fütterung natürlich bei unserem Zeitaufwendigen Hobby nicht getan ist, versteht sich eigentlich von selbst. Man sollte sich möglichst täglich die Zeit nehmen sich einfach einmal in den Hühnergarten zu setzen um seine Pfleglinge zu beobachten und auf die Entfernung schon einmal das eine oder andere Vielversprechende Jungtier in Augenschein zu nehmen. Ich kann dieses jährlich beobachten wie sogar Brakel, die als sehr lebhaft gelten nach einiger Zeit zutrauen gewinnen und ein Füttern aus der Hand sogar bei dieser Rasse möglich ist.
Wenn nun die Tiere ca. gut 4 Monate alt sind und sie die 3. Feder bekommen werden die Rassetypischen Hennen Selektiert. Hier ist peinlichst darauf zu achten was die Rassebeschreibung aussagt. Das Bewertungskriterium bei den Preisrichtern ist wie folgt: Form – Stand – Haltung – Farbe – Zeichnung.
Die Form steht also an erster Stelle. Versagt ein Tier in der Form, kann es noch so gut sein in Haltung oder Zeichnung, es wird kein Spitzentier mehr werden und sogar die Note sg kann in weite Ferne rücken.
Es werden also von mir die vielversprechenden Hennen morgens in Ausstellungskäfige gesetzt und dort für mehrere Stunden belassen damit sie sich beruhigen und an die Käfigdressur gewöhnen können. Nach einigen Stunden wird erst aus der Ferne, dann durch eine Handbewertung die Tiere beurteilt und mit einem Spiralring beringt. Dieses halte ich für einfacher die Tiere später im Stall zu erkennen welche zur Ausstellung verbracht werden sollen. Meine Meinung dazu ist die Tiere nicht zu oft zu Händeln, aber da mögen die Meinungen auseinander gehen.
Nachdem nun die Jungtiere begutachtet worden sind ist es wichtig genau festzulegen welche Schau für mich die wichtigste ist um die Tiere entsprechend fertig zu bekommen. Das Beste wäre, die Tiere würden auf der wichtigsten Schau das erste Ei legen. Dann sind sie voll entwickelt und sie gehen mit dem legen des ersten Eis wieder aus der sogenannten Blüte. Das heißt die ganze Schönheit und Vitalität geht jetzt ins Ei über und nicht mehr in das heranwachsende Tier.
Sind meine Junghennen in ihrer Entwicklung noch etwas weit zurück was die Kämme betrifft, so wird von mir ca. 6 Wochen vor der Ausstellung Kro Ka von Aldi gefüttert. Das ist reines Rindfleisch, also Hundefutter, denn durch dieses Tierische Eiweiß wird das Kammwachstum gefördert. Bei Zwerg Brakel ist es nun einmal so, dass der Kamm sich leicht zu Seite neigen soll. Steht nun also eine dem Rassestandart entsprechende Henne mit einem absoluten Stehkamm in Konkurrenz und die Dame daneben hat einen sich leicht zur Seite geneigten Kamm, wird diese immer in der Benotung bevorzugt. Hier muss also von uns in die Natur etwas eingegriffen werden um das Ganze zu beschleunigen.
Nun ist es also soweit. Der Meldebogen ist ausgefüllt, das Impfzeugnis kopiert und die Tiere werden zur Ausstellung fertig gemacht. Wichtig bei den Meldungen ist es immer Tiere beiderlei Geschlechts zu melden.
Will man in seinem OV oder SV um den Zuchtpreis mit ringen, müssten 4 Tiere einer Rasse, einer Farbe beiderlei Geschlechts ausgestellt werden. Beim Leistungspreis sind es bereits 6 Tiere. Diese Zahl kann aber bei den einzelnen OV abweichen. Bedenken sollte man nur, dass man z. b. beim Leistungspreis mindestens 2 Tiere desselben Geschlechts meldet, damit einer sicher in die Wertung kommt. Hat man nämlich bei seiner Meldung von 1,5 den Enten fuß beim Hahn als Ausschlussfehler übersehen, fehlt einem das zweite Geschlecht, da dieser Vertreter durch die Bewertung U – 0 Punkte nicht mehr in die Gesamtnote einfließt.
Nun werden also die Tiere aus ihrem Stall geholt und zur Schau fertig gemacht. Das heißt, die Läufe, die Krallen und bei gelatschten Rassen auch die Belatschung werden in Wasser mit etwas Kernseife gewaschen und danach gut ausgespült. Rassen mit weißem Federkleid werden komplett gewaschen, dann in Ausstellungskäfige verbracht und wenn nötig mit einer Wärmequelle getrocknet.
Nun, in der Ausstellungshalle angekommen wird die letzte Handlung vorgenommen. Kamm, Kehllappen und die Läufe werden Schaufertig gemacht. Hier steht im Orangen Satungsordner ganz klar beschrieben, dass hier nur eine Fettfreie Lösung angewandt werden darf. Sicher ist einigen das Präparat Kammglanz bekannt. Mitentwickelt hat das der aus Bielefeld stammende mir persönlich bekannte Züchter Moderner Englischer Zwergkämpfer Wilfried Detering, der sicher auch seinen Anteil davon bekommt wenn davon viel verkauft wird. Wer damit gute Erfahrung gemacht hat sollte dieses Mittel was jenseits der 10 € liegt auch weiterhin benutzen. Ich hatte dieses Mittel ebenfalls benutzt und kann sagen, dass ich persönlich 1 Flasche für ca. 2 Ausstellungen gebraucht habe.
Ich habe mich deshalb für weiße Vaseline entschieden. Der Topf kostet ca. 1,30 € und reicht ungefähr bei mir 5 Jahre. Vaseline ist zwar alles andere als fettfrei, aber abends Kehllappen, Kamm und Läufe damit eingerieben, glänzen die Kämme ohne fettig zu sein sogar bei den Hähnen als wollten die Eier legen.
Die Tiere werden dann in den jeweiligen Käfig gesetzt und ab diesem Zeitpunkt gehören unsere Tiere der Ausstellungsleitung und dürfen nicht mehr aus den Käfigen genommen werden.
Wir können nun beruhigt nach Hause fahren mit dem Wissen, alles getan zu haben was für eine erfolgreiche Ausstellung nötig ist.
Bleibt jetzt nur noch abzuwarten was der eingeteilte Preisrichter wieder zu bemängeln hat, denn eines ist sicher.
So schöne Tiere wie jeder von uns hat, hat kein anderer Konkurrent und wir können schon einmal den Nagel in die Wand schlagen um das nächste Band daran zu hängen.